v.l.n.r.: Prim. Univ.-Prof. Dr. Sigurd Lax (ÖGPath), Univ.-Prof. Dr. Renate Kain, PhD (ÖGPath), OA Dr. Christian Schauer (AGO), Prim. Univ.-Prof. Otto C. Burghuber (ÖGP), Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe (OeGHO), Univ.-Prof. Dr. Ute Ganswindt (ÖGRO), Univ.-Prof. Dr. Peter Schenk (ÖGP) und Prim. Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Matthias Zitt, (ACO-ASSO)
Wir brauchen eine nationale Lösung. Nur so kann es gelingen, diesen Schritt in die Zukunft zu meistern. Wir verlangen für Österreich ein ‚nationales Programm der Digitalisierung der intramuralen Krankenhausversorgung‘.
Prim. Univ.-Doz. Dr. Alexander De Vries, ÖGRO
Alle neun Jahre verdoppeln sich die aktuellen Fachinformationen. Das müssen wir onkologisch tätige Ärzte in der täglichen Praxis bewältigen.
OA Dr. Christian Schauer, AGO
Wir sehen uns mit einer Überalterung der bestehenden Ärzteschaft und einer bevorstehenden Pensionswelle konfrontiert. Gepaart mit Nachwuchsproblemen könnte das schon in wenigen Jahren zu einem dramatischen Mangel an spezialisierten onkologisch tätigen ÄrztInnen führen.
Univ.-Prof. Dr. Sigurd Lax, ÖGPath
Außerdem mangle es bereits vielerorts an einer modernen OP-Ausstattung
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger, ÖGU
Bei all diesen Punkten sehen wir insbesondere die künftige Bundesregierung gefordert
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, OeGHO
Wir laden die politischen EntscheidungsträgerInnen ein, mit allen Stakeholdern des Gesundheitssystems in Dialog zu treten und die auf dem Tisch liegenden Probleme rasch und konstruktiv zu lösen. Wir stehen dafür jedenfalls zur Verfügung.
Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, OeGHO
All diese Faktoren führen in Kombination bereits zeitnahe zu einer Zuspitzung und einer markanten Verschlechterung der Versorgungslage
Prim. Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Matthias Zitt, ACO-ASSO
Auf einzelnen Gebieten werden von Fachgesellschaften oder Krankenhäusern bereits Initiativen gesetzt, so etwa im Bereich der Digitalisierung
Univ.-Prof. Dr. Peter Schenk, ÖGP
Die Versorgung österreichischer Krebs-PatientInnen ist nach Meinung von sieben onkologischen Fachgesellschaften gefährdet – wenn nicht rasch tragfähige Lösungen für die Zukunft auf Schiene gebracht werden.
Aktuell ist Österreich bei der Krebsbehandlung noch weitestgehend eine Insel der Seligen. Alle Krebs-PatientInnen erhalten rasch und niederschwellig eine State-of-the-art-Betreuung. Die Versorgungsstruktur ist dicht und homogen. Die Expertise der ÄrztInnen gilt als exzellent, und der interdisziplinäre Austausch zwischen den OnkologInnen funktioniert auf informeller Ebene gut. „Doch um diesen Status quo auch in Zukunft aufrechtzuerhalten, müssen zwingend weitreichende strukturelle Maßnahmen gesetzt werden“, warnt Prim. Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO). „Denn die Herausforderungen der Zukunft sind immens.“
Drastische Zunahme der Patientenzahl um 40-50 %
Die ÖsterreicherInnen werden immer älter, wodurch die Zahl der Neuerkrankungen steigt. Parallel dazu leben die KrebspatientInnen dank einer guten Diagnostik und innovativer Therapien deutlich länger. Damit erhöht sich die Zahl der Menschen mit Krebs bis 2030 voraussichtlich um 40-50 %. Zudem fordern immer komplexere Behandlungen einen höheren Betreuungsbedarf. Als Folge gehen die onkologischen Fachgesellschaften davon aus, dass das Leistungsangebot für Schwerpunktkrankenhäuser bis 2030 verdoppelt werden muss.
„Gleichzeitig explodiert gleichermaßen das Wissen über Krebs“, betont OA Dr. Christian Schauer, Präsident der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie der OEGGG (AGO). „Alle neun Jahre verdoppeln sich die aktuellen Fachinformationen. Das müssen wir onkologisch tätige Ärzte in der täglichen Praxis bewältigen.“ Zusätzlich gelangt laufend eine Fülle an – teils bahnbrechenden – Innovationen und neuen Methoden auf den Markt.
Drohender Mangel an spezialisierten OnkologInnen
„Dem gegenüber steht ein drohender dramatischer Ärztemangel“, bringt Prim. Univ.-Prof. Dr. Sigurd Lax, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie (ÖGPath), die Problematik auf den Punkt. „Wir sehen uns mit einer Überalterung der bestehenden Ärzteschaft und einer bevorstehenden Pensionswelle konfrontiert. Gepaart mit Nachwuchsproblemen könnte das schon in wenigen Jahren zu einem dramatischen Mangel an spezialisierten onkologisch tätigen ÄrztInnen führen.“ Bei den Radio-OnkologInnen und den PathologInnen sei diese Situation bereits eingetreten, so Lax. Außerdem mangle es bereits vielerorts an einer modernen OP-Ausstattung, ergänzt Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie (ÖGU). Das gilt auch für die 24-Stunden-interventionelle Radiologie und die moderne Molekular-Pathologie, die an vielen Zentren ebenfalls fehlt.
Markante Verschlechterung der Versorgung
„All diese Faktoren führen in Kombination bereits zeitnahe zu einer Zuspitzung und einer markanten Verschlechterung der Versorgungslage“, fasst Prim. Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Matthias Zitt, Past-Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Chirurgische Onkologie (ACO-ASSO), zusammen. Um die Betreuung der heimischen Krebs-PatientInnen weiterhin quantitativ und qualitativ sicherzustellen, haben deshalb sieben onkologisch fokussierte, medizinische Fachgesellschaften einen bemerkenswerten Schulterschluss gebildet:
- Österreichische Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO)
- Österreichische Gesellschaft für Klinische Pathologie und Molekularpathologie (ÖGPath)
- Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie der OEGGG (AGO)
- Österreichische Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP)
- Österreichische Gesellschaft für Radioonkologie, Radiobiologie und Medizinische Radiophysik (ÖGRO)
- Österreichische Gesellschaft für Chirurgische Onkologie (ACO-ASSO)
- Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie (ÖGU)
Forderungen für eine onkologische Versorgung der Zukunft
Damit für alle ÖsterreicherInnen weiterhin eine gleichermaßen niederschwellig zugängliche, exzellente Versorgung und somit Chancengleichheit gegeben ist, haben diese sieben Gesellschaften zentrale Forderungen für eine onkologische Versorgung der Zukunft formuliert. Demnach braucht es:
- eine Nachwuchs-Initiative
- eine Aus- und Fortbildungs-Offensive
- die Entlastung der ÄrztInnen durch administrative und pflegerische SpezialistInnen (Cancer Nurses, DokumentationsassistentInnen)
- ein öffentliches Commitment zu klinischen Studien und damit einen frühen Innovationstransfer für die PatientInnen
- sowie einen Ausbau der Netzwerkstruktur und der Digitalisierung der Medizin
„Auf einzelnen Gebieten werden von Fachgesellschaften oder Krankenhäusern bereits Initiativen gesetzt, so etwa im Bereich der Digitalisierung“, meint Univ.-Prof. Dr. Peter Schenk, Past-Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖGP). „Doch das ist zu wenig“, ergänzt Prim. Univ.-Doz. Dr. Alexander De Vries, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Radioonkologie, Radiobiologie und Medizinische Radiophysik (ÖGRO). „Wir brauchen eine nationale Lösung. Nur so kann es gelingen, diesen Schritt in die Zukunft zu meistern. Wir verlangen für Österreich ein ‚nationales Programm der Digitalisierung der intramuralen Krankenhausversorgung‘.“
„Bei all diesen Punkten sehen wir insbesondere die künftige Bundesregierung gefordert“, so Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Hilbe. Gemeinsam mit allen VerfasserInnen des Forderungskatalogs appelliert er: „Wir laden die politischen EntscheidungsträgerInnen ein, mit allen Stakeholdern des Gesundheitssystems in Dialog zu treten und die auf dem Tisch liegenden Probleme rasch und konstruktiv zu lösen. Wir stehen dafür jedenfalls zur Verfügung.“
Quelle: accelent communications Mag. Brigitte Mühlbauer / ots // Fotocredit: APA-Fotoservice/Hörmandinger