Die Senioren und Corona

Die Senioren und Corona

Die Corona-Krise aus Sicht der Seniorinnen und Senioren und die Forderungen des OÖ Seniorenbundes infolge der Corona-Krise

Sieht man sich die Statistik an, so geht klar hervor, dass ältere Menschen, insbesondere jene über 80, was die Schwere des Krankheitsverlaufs betrifft, stärker vom Coronavirus betroffen sind, als jüngere. Allerdings muss man auf diese Statistiken einen differenzierten Blick werfen: Die Risikogruppe sind eigentlich Menschen mit schweren Vorerkrankungen und einem geschwächten Immunsystem. Und Hochbetagte – und um die geht es bei den sogenannten Corona-Toten in erster Linie – haben oft mehrere schwere Vorerkrankungen und dann natürlich auch ein geschwächtes Immunsystem. Und das führt in Summe öfter und leichter als bei Jungen zum Tod.

Aber viele 60- bis 80-Jährige sind noch sehr fit und erfreuen sich sehr guter Gesundheit. Das zeigt auch die Statistik aller Infizierten. Dort haben die Senioren etwa jenen Anteil, den sie auch in der Gesamtbevölkerung haben. Senioren sind nach derzeitigem Erkenntnisstand nicht empfänglicher für das Virus als andere Altersgruppen, haben aber ein höheres Risiko schwerer zu erkranken. Zu sagen, für alle hochbetagten Senioren ist Corona ein Todesurteil, ist aber auch unrichtig. Daher darf es aufgrund des Coronavirus auch nicht zu einer Diskriminierung oder gar einem Wegsperren der Seniorinnen und Senioren aufgrund ihres Alters kommen.

Erfahrungen aus der Corona-Zeit

Personaloffensive in der Pflege dringend nötig
Um in Anbetracht der stark steigenden Zahl der Hochbetagten die hohe Qualität der Pflege auch in Zukunft abzusichern, ist es zentral, künftig mehr Menschen für einen Pflegeberuf zu gewinnen. Dafür muss intensiv für den Pflegeberuf geworben werden und die Rahmenbedingen müssen attraktivgestaltet werden. Die Zahl jener, die 85 Jahre und älter sind, wird sich allein in Oberösterreich von aktuell 36.900 bis 2040 auf 70.500 Personen nahezu verdoppeln (+33.600 Hochbetagte). Natürlich wird nicht jeder ein Pflegefall sein, aber leider doch ein beachtlicher Teil.

Gleichzeitig hat die Corona-Krise gerade bei der Pflege zu Hause – 24-Stunden-Pflege – sehr deutlich gezeigt, dass das Funktionieren von ausländischen Pflegekräften abhängig ist und in so einem Krisenfall beachtliche Hürden zur Sicherung der Pflege entstehen können. Auch deshalb ist die Ausbildung von genügend eigenen Pflegekräften zentral. Betreffend der 24-Stunden-Betreuung muss darüber hinaus auch die Finanzierbarkeit für die betroffenen Familien diskutiert werden, denn eine Nicht-Leistbarkeit führt automatisch zu mehr

Heimaufenthalten, die dem Staat sicher teurer kommen, als eine höhere Förderung der 24-Stunden-Betreuung.

Die Förderung bei Beschäftigung von zwei selbstständigen Personenbetreuern beläuft sich derzeit auf bis zu 550 Euro pro Monat. Abzüglich dieser sowie des Pflegegeldes können sich die Kosten für Betroffenen aber immer noch auf rund 1.700 Euro monatlich belaufen (die genauen Kosten sind von der Agentur und der Pflegestufe abhängig, - Beispiel: Pflegestufe 4, Betreuerin auf DGKP-Niveau). Darüber hinaus müssen auch vermehrt alternative Wohnformen, wie etwa Mehrgenerationenhäuser, geschaffen werden.

Die Corona-Krise hat sehr deutlich sichtbar gemacht, dass das Thema Einsamkeit in der Gesellschaft sehr präsent ist, insbesondere bei älteren Menschen, aber noch keinen Platz auf der politischen Agenda gefunden hat.

Die massivste Maßnahme war das Besuchsverbot in den Altenheimen und bei alleinlebendenSeniorinnen und Senioren. Auch, wenn die Maßnahme zu Beginn zum Schutz der oft hochbetagten und kranken Seniorinnen und Senioren in den Heimen richtig gewesen ist, darf man nicht vergessen, dass diese psychisch und der Folge oft auch physisch besonders unter dem Alleinsein und der Isolation gelitten haben bzw. leiden. Der Gesundheitsschutz muss natürlich Priorität haben, aber die alten Menschen müssen ihre Liebsten persönlich sehen und mit ihnen reden können, denn gerade bei Hochbetagten sind digitale Kommunikationsmethoden oft keine Alternative. Darüber hinaus darf man nicht vergessen, dass ein Drittel der Über-65-Jährigen in Österreich (524.000 Personen bzw. 33%, Statistik Austria) – oft bedingt durch Trennung oder Tod des Partners – alleine lebt und daher mehrere Wochen quasi ohne direkten sozialen Kontakt verbringen musste. Auf Dauer können aber auch Telefonate und Videotelefonie den persönlichen Kontakt nicht ersetzen. Das Thema Einsamkeit im Alter ist als politisches und gesellschaftliches Thema bisher deutlich unterbelichtet. Es wird – aufgrund der demografischen und gesellschaftlichen Entwicklungen – aber
ein Mammutthema werden. Und stellt natürlich auch für die Arbeit der Seniorenorganisationen eine große Herausforderung dar.

Mindestkompetenz im Bereich Digitalisierung erforderlich
Die Corona-Krise hat auch ganz deutlich gezeigt, dass auch bei Seniorinnen und Senioren eine Mindestkompetenz im Bereich Digitalisierung nötig ist. Denn der Informationsfluss erfolgt, gerade in Krisen, in vielen Bereichen nur auf elektronischem Wege. Zudem können digitale Fähigkeiten der Isolation und Einsamkeit entgegenwirken, da man einfacher und besser z.B. mit Familien und Freunden in Verbindung bleiben kann und im Netz auch viele Unterhaltungsmöglichkeiten und Informationen vorfindet (z.B. Newsletter, Nachrichten, E-Books, Sportübungen, Rätsel, Gottesdienste, u.v.m.).

eMedikation und eRezept weiter ermöglichen
Seit Beginn der Corona-Krise ist es möglich, Papierrezepte durch elektronische zu ersetzen. Oft genügt ein Anruf beim Arzt, der das Rezept dann elektronisch an die gewünschte Apotheke übermittelt. Wie der ÖAAB OÖ fordert auch der OÖ Seniorenbund die Fortsetzung dieser auch für die Seniorinnen und Senioren praktischen Regelung. Denn viele ältere Menschen müssen dauerhaft bestimmte Medikamente einnehmen und sparen sich so einen Weg zum Arzt. Abholen kann das Medikament auch eine Person, die den Patienten und seine Sozialversicherungsnummer kennt.

Aktivitäten des OÖ Seniorenbundes

Mitgliederservice des OÖ Seniorenbundes in der Corona-Zeit
Das Gemeinschaftsleben des OÖ Seniorenbundes in den fast 430 Ortsgruppen, aber auch auf Landesebene, wurde durch die Corona-Krise natürlich hart getroffen, schließlich sind Gemeinschaft und Geselligkeit Eckpfeiler des OÖ Seniorenbundes. Dennoch wurde sowohl von Seiten der Landesleitung, als auch von Seiten der Ortsgruppen versucht, so gut als möglich für die Mitglieder da zu sein und mit ihnen in Kontakt zu bleiben. Auf Landesebene wurde über das Mitgliedermagazin WIRaktiv, einen täglichen Newsletter sowie über Social Media Service, Unterhaltung und Information über Corona, aber auch abseits davon, geboten. Zudem hat die Landesleitung die Initiativen „G ́sund bleiben in Oberösterreich“ und „Bleib zu Hause – Lass dir helfen“ gestartet. In den Ortsgruppen wurden auch Telefonketten organisiert, und nicht selten jedes Mitglied kontaktiert.

Seniorenidalog zum Thema Einsamkeit im Alter
Aufgrund der Brisanz des Themas wird sich der OÖ Seniorenbund in nächster Zeit auch auf fachlicher Ebene intensiv mit dem Thema Einsamkeit im Alter beschäftigen. Aus diesem Grund findet am 16. Juli, ab 13.30 Uhr ein Seniorendialog, der auch online auf der Website des OÖ Seniorenbundes und auf Facebook zu sehen sein wird, unter dem Titel „Macht Einsamkeit im Alter krank?“ mit LH Mag. Thomas Stelzer, Prof. DDr. Paul Zulehner, Prof. Dr. Franz Kolland, Seniorenbund Landesobmann LH a.D. Dr. Josef Pühringer und Landesgeschäftsführer Mag. Franz Ebner statt.

Programme – mehr Fokus auf Alleinstehende:
Künftig wird bei der Programmplanung in allen Bereichen – (Kultur-)Veranstaltungen, Sportangebote, Reisen, usw. – verstärkt auf die Bedürfnisse Alleinstehender geachtet. Sie sollen sich angesprochen fühlen und über den Seniorenbund neue Kontakte knüpfen können. Schon jetzt leisten die Sprengelbetreuer in den Ortsgruppen im „Kampf gegen die Einsamkeit“ eine großartige und sehr wertvolle Arbeit.


Ausbau der Angebote zum Erwerb digitaler Kompetenzen
Der OÖ Seniorenbund wird sein Angebot zum Erwerb digitaler Kompetenzen speziell für die Zielgruppe Seniorinnen und Senioren weiter ausbauen. Ziel ist etwa, dass es in jeder Ortsgruppe einen EDV-Stammtisch gibt, bei dem sich die Seniorinnen und Senioren über EDV-Themen und –Fragen austauschen können. Auch das Kursangebot des ISA – Institut Sei Aktiv wird weiterhin einen Fokus auf EDV-Angebote legen (Computer-Kruse, Smartphone-Kurse, etc.)

Das Thema Pflege wird weiter kampagnisiert
Als Interessensvertretung wird der OÖ Seniorenbund das Thema Pflege – v.a. das Thema Ausbau der mobilen Pflege – weiter kampagnisieren und sich dafür einsetzen, dass es auf der politischen Agenda ganz oben bleibt.

Quelle, Fotocredit: OÖ Seniorenbund 

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