Internationale Forschergruppe findet im Immunsystem Schlüsselfaktoren für die Entstehung von Lewy-Body-Demenz

Internationale Forschergruppe findet im Immunsystem Schlüsselfaktoren für die Entstehung von Lewy-Body-Demenz

Die Forschergruppe aus Salzburg Michael Unger, Katharina Strempfl und Prof. Ludwig Aigner (v. li nach re)

Die Lewy-Body-Demenz, oder auch Lewy-Körperchen-Demenz genannt, ist neben der Alzheimer Erkrankung eine der häufigsten Demenzformen. In Österreich leiden etwa 10.000 bis 20.000 Patient*innen unter dieser derzeit unheilbaren Erkrankung. Die Demenzform, die 1912 von Friedrich Lewy erstmals beschrieben wurde, wird ähnlich wie die Alzheimer-Demenz durch Eiweißablagerungen im Gehirn verursacht. Die Eiweißreste lagern sich zumeist an den Nervenendungen ab und stören dort die Signalweiterleitung. Die Eiweißaggregate bringen in Folge Nervenzellen zum Absterben und Degeneration im Gehirn schreitet fort. Die Lewy-Körperchen-Demenz ist nach der Alzheimer-Erkrankung und der Vaskulären Demenz die dritthäufigste Form.

Wie es zu den Ablagerungen kommt, und wie diese den Tod der Nervenzellen bewirken, gehört noch zu den ungelösten Rätseln im menschlichen Organismus. Einem internationalen Forscherteam um David Clark und Tony Wyss-Coray von der Stanford Universität mit Salzburger Beteiligung durch das Team von Ludwig Aigner, Michael Unger und Katharina Strempfl vom Institut für Molekulare Regenerative Medizin der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität ist es nun gelungen, hier endlich Licht ins Dunkel zu bringen. Sie zeigen in der aktuellen Ausgabe der renommierten internationalen Fachzeitschrift Science, dass das Immunsystem, insbesondere die sogenannten CD4 T-Lymphozyten, auch als T-Helferzellen bekannt, eine wesentliche Rolle bei der Lewy-Körperchen-Demenz spielen. Science gehört zur „Gold-Liga“ der wissenschaftlichen Fachwelt. Für die PMU ist es die Prämiere in dieser hochkarätigen Zeitschrift zu publizieren, und damit ein weiteres Indiz für die Qualifikation in der Liga der exzellenten Wissenschaft vertreten zu sein.

„Es ist bei verschiedenen neurodegenerativen Erkrankungen zunehmend klarer geworden, dass die eigentliche Ursache nicht nur im Gehirn zu suchen ist, sondern insbesondere Blutbestandteile eine große Rolle spielen“, erklärt Aigner. Die neuesten Ergebnisse zeigen, dass auch bei der Lewy-Körperchen-Demenz das Immunsystem eine wesentliche Rolle spielt. Mobilisiert werden in auffällig hoher Anzahl T-Helferzellen, jenes Alarmsystem im Körper, das eigentlich Eindringlinge in einer frühen Phase erkennt und im Hintergrund in der Immunantwort eine Armada an weiteren Zellen in Stellung bringt. Eine „Fehlschaltung“ der Immunabwehr dürfte hier fatale Folgewirkungen haben. Was die Zellen im Gehirn genau bewirken, steht im Fokus weiterer Untersuchungen.

Zu unterscheiden ist zwischen dem angeborenen und dem erworbenen Immunsystem. Das Immunsystem entwickelt sich ein Leben lang weiter und ist aufgrund unterschiedlichster Faktoren wie Umweltbelastungen und Krankheitserreger aller Art höchst individuell. In diesem Bereich fanden die Forscher jetzt mögliche Faktoren für die Entschlüsselung der Entstehung von Demenzen. Dies ermöglicht die Entwicklung komplett neuer therapeutischer Ansätze, mit denen zukünftig die Erkrankung abgeschwächt werden könnte. Die Welt der Forschung ist auch dem Ziel, Demenzen irgendwann heilen zu können, einen Schritt näher.

Prof. Ludwig Aigner vom Institut für Molekulare Regenerative Medizin der PMU und sein Team arbeiten schon seit Jahren mit Forscher*innen der Stanford Universität zusammen. Im vergangenen Jahr konnte das internationale Team bei Alzheimer Erkrankungen einen ähnlichen Zusammenhang zum Immunsystem entdecken. Hier waren es die sogenannten CD8 T-Zellen, die die Erkrankung mit antreiben. Die Ergebnisse schafften es ebenso an die Spitze der Publikationen, veröffentlich wurde die Arbeit 2020 im Magazin Nature.

Quelle: MAG. SABINE SALZMANN-SCHÄTZER Unternehmenskommunikation & Fundraising; Paracelsus Medizinische Privatuniversität / ots  //  Fotocredit: PMU/Salzmann
 

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