Wiener Festwochen arbeiten an alternativen Optionen für 2020

Wiener Festwochen arbeiten an alternativen Optionen für 2020

Bild der Plakatkampagne der Wiener Festwochen 2020

Durch die bis zum 13. April von der Regierung im Zuge der Covid-19-Pandemie festgelegten Maßnahmen ist das Festival gezwungen, sich mit den daraus resultierenden Einschränkungen und deren Auswirkungen auf den Betrieb auseinanderzusetzen. Die Gesundheit aller Beteiligten – Besucher*innen, Künstler*innen, Partner*innen, Mitarbeiter*innen – steht dabei an erster Stelle. Das Festival, wie wir es realisieren wollten, kann in der geplanten Form nicht stattfinden. Durch die Beschränkungen sind Proben abgesagt, Reisen nicht durchführbar und auch eine Vielzahl weiterer Festival-Vorbereitungen nicht oder nur eingeschränkt möglich. Da es nicht möglich ist, die Dauer dieser Situation abzuschätzen, erscheint es uns wichtig, immer flexibel auf Veränderungen bzw. die aktuelle Situation zu reagieren. Derzeit untersuchen wir verschiedene Strategien, wie das Programm noch gerettet werden könnte. Das bedeutet, dass jede Produktion bzw. Veranstaltung eingehend geprüft wird, um abzuklären, ob, wann und in welcher Form Möglichkeiten für deren Umsetzung vorhanden sind. Sobald die Entwicklung der österreichischen und weltweiten Gesundheitssituation eine Beurteilung der tatsächlichen Möglichkeiten erlaubt, werden wir die Entscheidung, ob diese realisiert werden können, bekannt geben. Wir sind dafür in ständigem Austausch mit dem Bund und der Stadt Wien sowie dem Aufsichtsrat, den Künstler*innen und allen Festivalpartnern. In Hinblick auf die vielen Vorbereitungen, die für die Wiener Festwochen 2020 schon stattgefunden haben, wünschen wir uns sehr, dass zumindest Teile davon das kulturelle Programm der Stadt noch 2020 bereichern.

Statement von Christophe Slagmuylder, Intendant:

"Vor ein paar Wochen, am 27. Februar, gaben die Wiener Festwochen unter dem Motto Last Time, This Time, Next Time ihr Programm für 2020 bekannt. Auf der ersten Seite unseres Programmbuchs steht eine Frage, ein Zitat Bertolt Brechts: "In den finsteren Zeiten / Wird da auch gesungen werden?" Die Plakatkampagne zur Sichtbarmachung des Festivals in der Stadt zeigt das Bild eines verlassenen Kinos, leere Sitze inmitten einer ausgestorbenen Landschaft, in der keine Menschen mehr zu sehen sind. In der Vielfalt der für das Festival konzipierten künstlerischen Projekte finden sich viele, die die dringende Notwendigkeit einer Transformation unserer Lebensweise in den Fokus stellen: Damit Zukunft möglich ist, braucht es Veränderung. Heute müssen wir akzeptieren, dass jenes Festival, das wir realisieren wollten, nicht stattfinden wird, zumindest nicht in seiner ursprünglich konzipierten Form. Aus gesundheitlichen Gründen ist der Zugang zum öffentlichen Raum extrem eingeschränkt, die Bevölkerung ist aufgerufen, sich zu isolieren und überall auf der Welt werden Grenzen hochgefahren. Theater und Opernhäuser, Konzerthäuser und Museen sind geschlossen. Die Menschen dürfen nicht mehr reisen. Jegliche Form des öffentlichen Lebens ist ausgesetzt. Da wir nicht wissen, wann wir zur Normalität zurückkehren werden, sehr wohl aber, dass diese Normalität nicht mehr die sein wird, die wir vor ein paar Wochen gekannt haben, bleibt uns keine andere Wahl als das Festival, das wir realisieren wollten, in Frage zu stellen und neu zu erfinden.

Werke zu beauftragen und zur Uraufführung zu bringen, steht im Zentrum der Wiener Festwochen 2020 (am heutigen Tag, an dem dieses Statement geschrieben wird, steht von 21 der 28, vom Festival koproduzierten künstlerischen Arbeiten, die Premiere noch aus). Derzeit können diese Stücke nicht geprobt werden und es ist unmöglich, all die Vorarbeit zu leisten, die dafür notwendig ist, damit sie im Mai/Juni 2020 stattfinden können. Wir sind ein internationales Festival, doch die meisten in unser Programm involvierten Künstler*innen können in den kommenden Wochen oder Monaten womöglich nicht reisen. Ausgangssperren sollten uns jenseits des Zelebrierens beschaulicher Häuslichkeit daran erinnern, dass die Welt nicht an unseren Hausmauern endet. Das sollte uns die Bedeutung von sozialer Interaktion und internationalen Verbindungen bewusstmachen, nicht nur als virtuelles Erlebnis, und hervorheben, wie bereichernd es ist, verschiedene Sprachen sowie Geschichten aus anderen Teilen der Welt zu hören. Social Distancing sollte uns die essenzielle Notwendigkeit von Orten, die der Kunst gewidmet sind, in Erinnerung rufen. Festivals, Theater, Opernhäuser und Kinosäle sind soziale Räume, die Leute zusammenbringen und das Aufeinandertreffen von Menschen sowie das Zirkulieren von Ideen ermöglichen.

Bis heute wurde bereits viel Arbeit in die Vorbereitung der diesjährigen Festivalausgabe gesteckt. Zahlreiche Künstler*innen, Technikteams und viele andere Teammitarbeiter*innen sollten gemeinsam ein breites und diverses Programm in der ganzen Stadt umsetzen. Dafür möchte ich mich an dieser Stelle bei ihnen allen bedanken. Die Wiener Festwochen 2020 werden ein Festival bleiben, das man sich vorstellen kann, aber keines, das erlebbar sein wird. Ihr Programm wurde als Ganzes konzipiert, als Gesamtpartitur, die in dieser Form leider nicht stattfinden kann. Daher überlegen wir uns Möglichkeiten, mit dem Publikum kleinere oder größere "Gesten" zu teilen, Auszüge aus der Partitur, die für die aktuelle Situation von spezieller Relevanz sein könnten. Aber das liegt nicht allein in unserer Hand.

Auf die Lockerung des Social Distancing sollte eine breite Bewegung der Solidarität mit unseren Kolleg*innen, Partner*innen und Künstler*innen folgen, damit die Nachhaltigkeit unseres Tuns sichergestellt ist."

Quelle: Anne Zimmermann Leitung Presse und Öffentlichkeitsarbeit / ots  //  Fotocredit: Kaupo Kikkas

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