Zukunft des Gesundheitssystems: „Die Alarmglocken müssen schrillen“

Zukunft des Gesundheitssystems: „Die Alarmglocken müssen schrillen“

5. PRAEVENIRE Digital Health Symposions „Shape the Future“: Reinhard Riedl, Wolfgang Ebner, Martina Rüscher, Alexander Biach, Lisa Holzgruber

„Österreich hat mehrfach Meilensteine gesetzt, aber jetzt werden wir von den Entwicklungen überrollt – wir kommen viel zu wenig ins Tun! Nur 2 Prozent unserer Mittel werden in Vorsorge investiert, nur 15 Prozent unserer Daten werden sinnvoll genutzt“, macht Landesrätin Martina Rüscher, MBA, MSc auf die Defizite der Entwicklung aufmerksam. Österreich sei weltweit eines der Länder mit der geringsten Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung: „Kinder können nicht mehr auf einem Bein stehen – die Alarmglocken müssen läuten!“ Eine gezielte Vorsorge und die Stärkung des Vertrauens in Medizin, Wissenschaft und Forschung durch gezielte Förderung auch im Bildungsbereich sei unumgänglich.

Finanzierung retten
In diese Bresche schlägt auch Dr. Alexander Biach (Wirtschaftskammer Wien). In den letzten zehn Jahren seien die Kosten für Spitäler von 11 Mrd. auf 16,4 Mrd. Euro angestiegen, Tendenz steigend. Das führe unweigerlich zum Kollaps des Gesundheitssystems. „Wir stehen vor dem ernsten Problem, wie finanzieren wir dieses Gesundheitssystem? Augen zu und durch oder nutzen wir die Gunst der Stunde und sagen: digital vor ambulant vor stationär?“ Wir können nur mit der optimalen Vernetzung der Gesundheitsdaten und der Einführung digitaler Gesundheitsanwendungen, bspw. Apps auf Verordnung durch den Arzt, sowie durch gleichzeitige Förderung der Eigenverantwortung bei den Patientinnen und Patienten unser Gesundheitswesen retten. „Derzeit sind digitale Gesundheitsanwendungen noch nicht sexy genug. Aber nur so können wir die hohe Qualität des österreichischen Gesundheitssystems erhalten “, ist Biach überzeugt.

Den Datenschatz Österreichs nutzen
Florian Tursky, MSc, MBA (Staatssekretär im Finanzministerium) betonte in seiner Begrüßung die hohe digitale Kompetenz Österreichs, das mehrfach im internationalen Vergleich Geschichte schrieb: „Österreich war mehrfach internationale Benchmark – beispielsweise mit der Einführung der eCard 2005 und ELGA 2013.“ Nun ginge es dringlich darum, diesen Weg weiterzugehen und uns nicht immer mehr von anderen überholen zu lassen. „Wir müssen die Daten bestmöglich schützen, aber gleichzeitig die Chancen der Digitalisierung nicht verpassen. Der enorme Datenschatz Österreichs muss besser genutzt werden, um den administrativen Aufwand zu verringern und die Qualität der Versorgung zu verbessern. Die Mediziner sollen wieder mehr Zeit für ihre Patientinnen und Patienten haben.“

Rechtsrahmen schaffen
MR Mag. Wolfgang Ebner, CSE (Staatssekretariat für Digitalisierung und Telekommunikation) betonte die Notwendigkeit, von eHealth zu dHealth zu gelangen. Der Patient müsse immer stärker in den Mittelpunkt rücken, es brauche eine optimale Vernetzung aller digitalen Anwendungen und der Daten, um die Akzeptanz und Nutzung durch die Anwender zu stärken. „Wir brauchen für die Nutzung digitaler Gesundheitsanwendungen, aber auch für KI in der Gesundheit einen starken Rechtsrahmen“, so Ebner. Auch die digitale Sozialversicherung und ein Lückenschluss aller Anwendungen in ELGA seien dringende Aufgaben: „In Österreich gibt es schon 275.000 digitale Führerscheine, fast jeder hat eBanking. Wir brauchen auch die digitale eCard, damit die Menschen jederzeit Zugriff auf ihre Gesundheitsinformationen haben.“

In der Bevölkerung sei der enorme Nutzen für alle durch eine anonymisierte Vernetzung aller Patientendaten wenig bekannt. Die medizinische Forschung und somit eine enorme Verbesserung von Heilungschancen und Therapien sei nur durch die richtige Nutzung der Sekundärdaten überhaupt möglich.

Wenn wir jeden Krebs in naher Zukunft durch die Nutzung unserer Patientendaten heilen könnten – wie viel Motivation brauchen wir noch?

Quelle: Mag. Dora Skamperls Senior PR-Consultant / ots  //  Fotocredit: © Viennamotion KG/Krisztian Juhasz

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